Die Christuskirche auf dem Beethovenplatz Die Geschichte der Personalkirchengemeinde Christus Immanuel und des Evangelisch-kirchlichen Hilfsvereins ist eng verbunden mit der wechselvollen Geschichte der Christuskirche als Gebäude. Die Kirche wurde 1883 in den neu entstehenden Stadtvierteln jenseits der Wallanlagen errichtet für Menschen, die von dort immer seltener den Weg in die Innenstadtgemeinden fanden. Zugleich sollten die Bewohner der sich Richtung Frankfurt ausdehnenden Stadt Bockenheim angesprochen werden, die kirchlich zu Hanau gehörten. Man fand einen geeigneten Bauplatz in dem noch unbebauten Westend, der dem Bebauungsplan zufolge ein öffentlicher Platz werden sollte. Der Platz diente als Lagerplatz der Firma Holzmann. Die Firma schenkte dem Verein das Grundstück unter der Bedingung, dass ihr die Bauausführung übertragen wurde. Bald war die Christuskirche auf dem Beethovenplatz umgeben von Bürgerhäusern und Villen und prägte 60 Jahre lang das Bild des Stadtteils wie wir es auch heute kennen. Im Oktober 1944 erlitt die Kirche einen größeren Bombenschaden, im März 1945 wurde sie von Brandbomben getroffen und brannte völlig aus. 1946 begann die inzwischen sehr zusammengeschmolzene Gemeinde mit den Aufräumarbeiten. Der Weihnachtsgottesdienst 1947 konnte in einem notdürftig hergerichteten Raum im heutigen Foyer gefeiert werden. Dann kaufte die Gemeinde eine große Arbeitsdienstbaracke und verwendete die Bauteile zur Überdachung des Kirchenschiffs und zur Wiederherstellung der Außenmauern. Im November 1948 war der Kirchenraum wieder benutzbar, die bisherige kleine Notkirche diente als Vorraum. So standen die Reste der Christuskirche 30 Jahre lang notdürftig ausgebessert auf dem Beethovenplatz. Für einen richtigen Wiederaufbau fehlten die Mittel. Es gab verschiedene Vorschläge zu einer anderen Nutzung des Platzes. So wollte die Universität die Ruine kaufen und dort eine Mensa errichten. Um das zu verhindern bildete sich, unter tatkräftiger Mitwirkung der kürzlich verstorbenen Renate Schwander, eine Bürgerinitiative im Westend, die 100.000 DM aufbrachte – bei weitem nicht genug für einen Wiederaufbau. In dem Flächennutzungsplan der Stadt von 1971 war der Beethovenplatz als Gründfläche ausgewiesen, eine Bebauung war also gar nicht mehr vorgesehen. Als der langjährige Gemeindepfarrer Tiedtke 1973 in den Ruhestand ging, nahm eine neue Generation unter Leitung von Pfarrer Dieter Lenz die Wiederaufbaupläne in die Hand und entwickelte dazu das Konzept eines Ökumenischen Zentrums. 1976 wurde mit den vorhandenen Geldmitteln zunächst der Chor auf der Westseite, die heutige "Deutsche Kapelle", zu einem Gottesdienstraum ausgebaut. Auf halber Höhe wurde eine Zwischendecke eingezogen, um einen weiteren Raum zu schaffen, die seitlichen Anbauten wurden für einen Treppenaufgang auf der einen, für eine Sakristei und Teeküche auf der anderen Seite einbezogen. Es gelang Pfarrer Lenz, den Evangelischen Regionalverband von der Idee für ein Ökumenisches Zentrum zu überzeugen und von ihm ein großzügiges Darlehen für den 2. Bauabschnitt zu erhalten. Der bisherige Vorraum im Osten der Kirche wurde ebenfalls durch eine Zwischendecke unterteilt, um darüber einen Gottesdienstraum sowie eine Küche und Toiletten für eine weitere Gemeinde zu schaffen. Schließlich wurde das Mittelschiff neu überdacht und das nördliche Seitenschiff zu einem orthodoxen Gottesdienstraum samt Nebenräumen ausgestaltet. Um eine flexible Nutzung der einzelnen Bereiche zu ermöglichen, wurde eine dezentrale, raumweise schaltbare Elektroheizung eingebaut. Im September 1978 konnte das Ökumenische Zentrum Christuskirche in einem ökumenischen Gottesdienst seiner Bestimmung übergeben werden. So steht unsere Kirche seitdem wieder auf dem Beethovenplatz. Die einzig größere Veränderung seitdem fand in der Amtszeit von Pfarrerin Schoen statt. Sie setzte sich dafür ein, dass die Kirche durch neue, helle Scheiben in alle Richtungen "Fenster zur Welt" bekam und sorgte dafür dass die ehemalige Empore über dem Ostteil der Kirche, die bis dahin als Abstellraum genutzt wurde, ausgebaut wurde, wodurch die Kirche zur Stadt hin eine markante Fassade erhielt. Der jetzige Kirchenvorstand sieht es als eine wichtige Aufgabe an, das Gebäude zu pflegen, zu erhalten und auch baulich weiterzuentwickeln, damit es gegenwärtigen Bedürfnissen und neuen Ideen dienen kann.
Hildburg Wegener, Die Personalkirchengemeinde Christus Immanuel Mit der Annahme des Kirchengesetzes "betreffend die Gemeindeordnung für die Evangelische Personalkirchengemeinde Christus-Immanuel" durch die Synode der EKHN am 6. Mai 1953 wurde die bisher vom Evangelisch-kirchlichen Hilfsverein getragene Arbeit einer Vereinsgemeinde in die Landeskirche eingegliedert Dies war ein entscheidender Einschnitt in der Geschichte dieser nunmehr fast 130 Jahre alten Kirchengemeinde. Emil Moritz von Bernus, Sohn einer wohlhabenden Frankfurter Familie, der in England Theologie studiert hatte, aber nicht Prediger werden wollte, war bei seiner Rückkehr über die kirchlichen Verhältnisse in Frankfurt anno 1874 so bestürzt, dass er einen Verein gründete, dessen Ziel die Predigt des Evangeliums ohne die konfessionelle Bindung an lutherische oder reformierte Glaubenssätze war. Der Prediger sollte "bibelgläubig" sein. Namhafte Frankfurter Bürger unterstützten den Evangelisch-kirchlichen Hilfsverein. Um den Predigern geeignete Wirkungsstätten zu bieten, baute von Bernus 1883 die Christuskirche (damals in einem Neubaugebiet der sich ausdehnenden Stadt an der Grenze zu Bockenheim) und später ein Vereinshaus, den "Falkenhof" in Bockenheim. Die sehr erfolgreiche Arbeit im Westend veranlasste von Bernus auch im Nordend 1902 eine Kirche zu bauen, die Immanuelskirche (heutige Epiphaniaskirche) und ein dazu gehörendes Vereinshaus, den Eschenhof in der Nibelungenallee. Nach dem Tode von Bernus 1913 gingen die von ihm errichteten Gebäude und ein weiterer Teil seines Vermögens in eine Stiftung ein. Mit der Genehmigung der Stiftung durch den Kaiser war auch die Anerkennung der Amtshandlungen der Vereinsgeistlichen verbunden. Dies führte zu erheblichen Protesten der Bezirkssynode, die jedoch daran nichts änderten. Beide Kirchen wurden im 2. Weltkrieg fast völlig zerstört. Durch die Geldentwertung war ein Wiederaufbau mit eigenen Mitteln trotz der Opferbereitschaft der Vereinsmitglieder nicht möglich. Die Überführung der Vereinsgemeinde in eine Personalkirchengemeinde befreite den Verein von der Last der Pfarrergehälter und -pensionen. Die Ruine der Immanuelskirche wurde an die EKHN verkauft, und aus dem Erlös wurde die heutige Immanuelskirche in der Nibelungenallee gebaut. Mit dem Wiederaufbau der Christuskirche konnte schließlich 1976 begonnen werden. Die Gemeinde war inzwischen dem Ev. Regionalverband beigetreten, der diesen Wiederaufbau neben anderen Sponsoren unterstützte. Am 6. Februar 1978 wurde von Philip Potter, dem damaligen Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen, die Christuskirche als Ökumenisches Zentrum ihrer Bestimmung übergeben. Gegenwart der Gemeinde In der Frankfurter Kirchenlandschaft mit ihren im Normalfall durch die Gemeindebezirke abgegrenzten Kirchengemeinden erscheint vielen die Personalkirchengemeinde als etwas Fremdes, das sie nicht einordnen können. Eine Kirchengemeinde ohne eigenen Gemeindebezirk, deren Mitglieder in ganz Frankfurt und über die Stadtgrenze hinaus wohnen, bietet der Gemeinde jedoch auch Chancen: Der häufig empfundenen Anonymität der Parochialgemeinde mit nicht selten mehreren tausend Mitgliedern steht hier eine Gemeinde mit nur knapp 200 Mitgliedern gegenüber. Dies bewirkt einen engen Zusammenhalt untereinander und ein besonderes Verantwortungsgefühl der einzelnen. Die Tatsache, dass die Gemeinde keinen Nachwuchs durch Zuzug hat, mag dem Außenstehenden als Nachteil erscheinen. Die Gemeinde wird jedoch dadurch gezwungen, stets ihr Profil neuen potentiellen Gemeindegliedern deutlich zu machen. Dabei führt die "bibelgläubige" Tradition der Gründungszeit, die das rein konfessionelle Denken überschreitet, bis heute zur Aufgeschlossenheit gegenüber anderen Frömmigkeitsstilen und Glaubensweisen. Menschen anderer Konfessionen können in der Gemeinde verantwortlich mitarbeiten. Der Eine-Welt-Laden, den die Gemeinde und der Verein unterstützen, hat durch seinen Vertrieb von fair gehandelten Produkten aus Entwicklungsländern und durch seine Veranstaltungen zu entwicklungspolitischen Themen inzwischen eine weit über die Grenzen der Gemeinde reichende Bedeutung erlangt. Die Mittwochsgottesdienste greifen regelmäßig gegenwartsbezogene, entwicklungspolitische und interkulturelle Themen auf. Ein Gesprächsgottesdienst mit Imbiss kommt dabei den kommunikativen Bedürfnissen der Besucher an manchen Punkten näher als der traditionelle Sonntagsgottesdienst. Weitere Aktivitäten sind zum Beispiel der Rechtshilfefond, der Migrantlnnen rechtliche Unterstützung gibt, der Gemeindechor, der Lieder aus der ganzen Welt bei uns bekannt macht, der LiBeraturpreis, der Autorinnen des Südens hier zu größerer Bekanntheit verhilft. Seit etwa 1990 konzentriert die Gemeinde ihre Aktivitäten ganz auf die Christuskirche. Dies hat zu einer deutlicheren Wahrnehmung der Christuskirche als Zentrum der Gemeinde geführt und damit auch dem Ökumenischen Zentrum eine neue Qualität gegeben. Die Immanuelskirche wird zurzeit von der amerikanischen Lutheran Trinity Church als Gottesdienstraum genutzt. Rainer Ott |